Das Zuhause der Leoparden ist unter anderem
die Feigenbaumallee die Leopardenschlucht, wo ihnen
Felsen und Ebenen, Bäume, Sträucher und Grabensysteme
einen idealen Lebensraum bieten. Innerhalb der 5000
Quadratmeter großen Masai Mara wählte sich Pölking ein
etwa 25 Quadratkilometer umfassendes Beobachtungsgebiet
aus. Ein »Panthera pardus« wird bis zu 65 Kilogramm
schwer und etwa 70 cm lang - ist also eine lange,
niedrige und meist typisch gefleckte (mitunter aber auch
schwarze) große Katze' eben aus der Familie der Felidae.
Leoparden sind Einzelgänger und nahezu Allesfresser, ihr
Speiseplan reicht vom Insekt bis zum Zebra, wobei sie mit
Hyänen und Pavianen um Nahrung und Revier kämpfen. All das teilt uns Fritz Pölking in
seinem Buch auch mit, gleich zu Beginn, damit man sein
Wissen ein wenig auffrischen kann, bevor es los geht, mit
der echten Bilderreise. Und dann haben die Aufnahmen das
»Sagen«, so etwa, wenn Beauty, die älteste Tochter von
Paradise im zarten Alter von neun Wochen ihre Mutter
spielerisch angreift. Krallen ausgefahren, Zähne zeigend
und mit starrem Blick geht die »Kleine große Katze«
auf den »Spiel-Feind« zu. Nicht ohne allerdings dabei
die Ohren fest anzulegen - ein eindeutiges Zeichen für
die Angst vor der eigenen Courage, erklärt der Autor,
und zudem ein Zeichen, das auch unsere Hauskatzen
beibehalten haben.
Mindestens so
beeindruckend wie die »Familienfotos« sind die Szenen
nach getaner Jagd. Zugegeben, es ist nicht jedermanns
Sache, ein bereits halb zerlegtes Weißbartgnu in
Großaufnahme zu betrachten. Aber wenn sich dieser
Gnu-Rest und die Jägerin Paradise dabei in lichter Höhe
auf einem Baum befinden, dann schaut man schon ein
zweites Mai hin. Sogar ein Zebra endet als Leopardenbeute
auf dem relativ sicheren Baum, Womit die
Nahrungskonkurrenten das Nachsehen haben.
Außergewöhnlich auch die
Nahaufnahmen vom Spiel der drei Leopardenkinder, die eine
fast erwachsene Beauty im Geplänkel mit ihren um ein
Jahr jüngeren Geschwistern zeigen. Was von der Mutter
Paradise nicht immer mit Wohlwollen begutachtet wird -
ihr Einsatz gilt jetzt den beiden Kleinen, Beauty muß
selbst sehen wo sie bleibt. Muß man bei einigen der
Fotos, die Pölking dazu benützt, um uns Laien in die
Welt der unterschiedlichen Leopardenmuster einzuführen,
schon genau hinsehen, so kann man den »Teenager« Beauty
anhand des weißgrundigen Fells gut von ihrer
honigfarbenen Mutter unterscheiden.
Überhaupt, die Farben!
Sattestes Grün, Sturmstimmung, klares Tageslicht. Ein
Hintergrund, vor dem die gefleckten Katzen ideal zur
Geltung kommen. Aber Pölking schönt nichts, weder den
alltäglichen Beutezug noch den eigenen Kampf um Leben
und Tod der Leoparden: so wird Taratibo vermutlich von
einer Löwin getötet und dann von ihrer Mutter
»betrauert«. Auch das begleitet der Natur- und
Tierfotograf mit seiner Kamera.
Die Bildtexte harmonieren
mit den Aufnahmen, sie enthalten die nötigsten
Informationen und eine gehörige Portion Humor, aber
glücklicherweise keinen Kitsch. Für fotografisch
versierte Leser und Betrachter nennt Pölking auch immer
die technischen Details seines jeweiligen Fotos. Das
»Tagebuch« als Textteil rückt im Stil einer Reportage
ganz nah an das Geschehen heran, jedes Jagen, Fressen,
Kämpfen kann man im Detail nachvollziehen. Aber ganz
ehrlich: angesichts dieser umwerfenden Bilder »bemerkt«
man den eigentlichen Text erst beim zweiten oder dritten
Ansehen. IMS
'Berchtesgadener
Anzeiger'
27. April 1999
Wenn Sie auch das
Vorwort von Dr. Horst Hagen zu diesem Leopardenbuch
interessiert,
dann klicken Sie bitte hier: Vorwort
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