Ebenen in der Naturfotografie

Man kann ein Naturfotos einfach als Abbild machen, als Ergebnis der Kamerajagd, als Dokument.

Wenn Bilder erfolgreich sein sollen, müssen sie gewöhnlich auf einer höheren Ebene angesiedelt werden. Sie sollten natürlich technisch einwandfrei sein und sauber gestaltet nach den bekannten Kriterien wie Goldener Schnitt oder das System der Dreiteilung. Aber das alles genügt nicht, um das Interesse des Betrachters zu wecken, ihn emotional zu erreichen und zu berühren.

Ein Bild muss den Betrachter anrühren, zum Nachdenken bringen oder ihn überraschen.

Daher ist der Naturfotograf immer auf der Suche nach Motiven, die den Betrachter aus seiner 'Abwehrhaltung' der Reizüberflutung gegenüber herausholen, sei es durch ein nie vorher gesehenes Motiv, durch ein besonders starke Emotionen auslösendes Motiv oder durch etwas Besonderes.

Im Januar dieses Jahres wanderte ich über einen mehrere Kilometer langen Steg im argentinischen Iguazu Nationalpark, als der Steg einen Fluss überquerte und ich dieses Motiv sah: Ein junger Baum, der mitten im Fluß aus einem toten herauswuchs, und ihn als Halt, Wurzel und Lebensquelle benutze.

Neues Leben erwächst aus altem und abgestorbenem - ein starkes Motiv, Bild und Sinnbild.

Zuerst fotografierte ich es mit längeren Brennweiten von 300 mm und 400 mm, war aber nicht zufrieden mit dem Ergebnis (siehe Portfolio 'Iguazu  und Regenwald'). Es zeigte dem Betrachter nicht auf einen Blick, was hier geschah.

Schließlich nahm ich das 4.0/70-200 mm Zoom und setze die 'dramatische' Szene, wie ein junger Baum den alten, toten als Basis für sein - wie lange währendes? - jungen Leben benutzte, so im Hochformat in Szene, das man sich gleich auf einen Blick vorstellen kann, wo sich dieses stille Drama abspielte, und wie es wohl enden wird im immerwährenden Kampf um Leben und Überleben.