Flugreisen und Röntgenkontrollen (Stand: Januar 2000).

Zur Zeit werden weltweit auf den großen Flughäfen neue Geräte zur Gepäckkontrolle installiert, die Farbfilme schädigen. Diese neuen Scanner (Typ CTX 5000) sollen noch sicherer als bisher Sprengstoff und Bombenmaterial aufspüren. Zur Zeit werden sie nur für die Kofferkontrolle installiert, aber - noch - nicht für das Handgepäck.
Geben Sie auf keinen Fall mehr Filme in ihre Koffer: Es gibt inzwischen einige Berichte von anderen Fotografen, daß deren Filme im aufgegebenen Gepäck von den CTX 5ooo Scannern praktisch vernichtet worden sind. Man muß ab jetzt alle Filme im Handgpäck mitnehmen, wobei die Röntgengeräte für das Handgepäck zur Zeit noch sicher sind. Wenn Sie ganz sicher sein wollen, verlangen Sie eine Handkontrolle ihrer unentwickelten Filme. In den USA können Sie dies überall verlangen, in Deutschland und Holland haben Sie auch ein Recht darauf, aber die Leute an den Geräten hier bei uns in Europa weigern sich oft aus Bequemlichkeit, diese durchzuführen.
Wenn Sie Diskussionen mit dem leider ziemlich oft unfreundlichen Personal an den Geräten vermeiden wollen, dann lassen Sie sich vorher vom Flughafen schriftlich bestätigen, daß Sie ein Recht auf Handkontrolle haben, und zeigen den Brief einfach vor, um überflüssige Diskussionen zu vermeiden.
Hier einmal als Beispiel drei solche Briefe, wie ich sie in Bonn beim Innenministerium, und von den Flughäfen Frankfurt und Schipol angefordert habe:

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Absender: DER BUNDESMINISTER DES INNEREN, 9. Oktober 1985

Betr.: Behandlung von Filmmaterial bei den Sicherheitskontrollen auf den deutschen Verkehrsflughäfen

Bezug: Ihr Schreiben vom 1.10.1985

Sehr geehrte Damen und Herren!

Die von Ihnen angesprochene Weisung meines Hauses lautet:

* Werden Filme (ohne Hüllen bzw. Dosen) von Fluggästen in durchsichtigen Behältnissen mitgeführt, kann auf eine ausnahmslose Röntgenkontrolle verzichtet werden,

* es sind .Stichproben bei einzelnen Filmen durchzuführen,

* in Verdachtsfällen ist eine ausnahmslose Röntgen- oder Handkontrolle durchzuführen.

Nach dieser Regelung sind damit Kontrollen von Hand ausdrücklich zugelassen.

Mit freundlichen Grüßen (Im Auftrag) Leicher.

Der Bundesminister des Inneren, Postfach 170290, 5300 Bonn-1.

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Absender: Flughafen Frankfurt Main AG, 30. Januar 1996

Sehr geehrter Herr Pölking,

vielen Dank für Ihr Schreiben, in dem Sie auf die Sicherheitskontrollen unserer Abteilung am Frankfurter Flughafen Bezug nehmen.

Sie dürfen sicher sein, daß wir jederzeit alles in unserer Kraft stehende tun werden, um unsere Kunden so zu bedienen, wie es einem internationalen Flughafen angemessen ist und entschuldigen uns in aller Form für Vorfälle, bei denen unsere Mitarbeiter dieser Vorgabe nicht entsprechen.

Unsere Dienstvorschrift basiert auf einer Anweisung der zuständigen Behörde ("Rahmenplan Luftsicherheit" des Bundesministereriums des Innern). Diese Anordnung schreibt eine lückenlose Kontrolle aller Gegenstände, die der Passagier mit sich führt, und der Person selbst zwingend vor.

Generell haben Sie ein Recht auf die manuelle Überprüfung Ihrer Filme, dieser Wunsch darf auch keine Diskussionen oder eine unzufriedene Mimik unserer Kontrollkräfte hervorrufen. Die Fluggastkontrollkräfte werden intensiv in bezug auf kundenfreundliches Verhalten geschult. Leider zeigen diese Schulungen nicht immer den von uns gewünschten Erfolg.

Sie haben uns mit Ihrem Schreiben eine Kopie unserer obersten Fachaufsichtsbehörde zugesandt, die Ihnen bereits das bestätigt, worum Sie uns bitten. Anhand dieses Schreibens ist sichergestellt, daß Ihrem Wunsch der manuellen Kontrolle der Filme nachgekommen werden muß.

Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns auch zukünftig Ihre Beobachtungen mitteilen würden - positive wie auch negative. Erst durch die Rückkopplung unserer Fluggäste sind wir in der Lage, unsere Arbeit zu bewerten und zu verbessern.

Mit freundlichen Grüßen, 60547 Flughafen Frankfurt AG, ppa. Zintl, i.A. Krigbaum

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Absender: Korps Rijkpolitie, Postbus 7577, NL-1118 ZH Schiphol-C. 16. März 1990

Dear Mr. Polking,

Herewith I confirm receipt of your above mentioned letter in which you ask for advice to avoid having films X-rayed.
The scanning machines we use at Schiphol Airport is most modern and tests have proved that it is safe for all (unexposed} films, even during several inspections by this equipment .
In the mean time we certainly know that many Airports use less qualitive equipment through which films will be damaged. For this we understand the anxiety by the bad experiences of passengers on Airports.
Although our equipment is safe, we therefore instruct our Security-personnel to handheck photo and film equipment if the passenger requests. They are obliged to carry out such requests.
I hope you are informed to your satisfaction, so we can still welcome you at our Airport.

Yours sincerely, Commander of the Aviation Branch, Dutch National Police Force (Maurer).

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Aus der Zeitschrift VISUELL, Heft 6/1999:

Schatten über den Bildern

Anti Terror-Gepäckkontrollen auf Flughäfen problematisch.

In den USA wurden bekanntlich neuartige RöntgenScanner entwickelt, die auf Flughäfen versteckte Gefahrenquellen für die Luftfahrt, z.B. Waffen und Sprengstoffe besser aufspüren können als die bisherigen Durchleuchtungsanlagen.

Erreicht wird dieses Sicherheits-Plus für die Reisenden durch ein Gepäck-Kontroll-System, das ähnlich wie ein Computer-Tomograph funktioniert. Die Koffer werden dazu zunächst mit normaler Strahlendosis vorgeprüft, wobei eine Software die Analyse unterstützt, die auch bei Verdacht auf Waffen oder Sprengstoff innerhalb des Gepäckstücks Alarm signalisiert. Anschließend erfolgt eine zweite Durchleuchtung, diesmal mit einem dünneren, aber wesentlich höher dosierten, stärkeren Strahl. Dieser erfasst nur diejenigen Gepäckteile im Koffer, die bei der Erstuntersuchung als verdächtig eingestuft wurden. Selbst harmlose Objekte, wie eine einzelne Filmhülle, ein elektrischer Rasierer, oder eine Batterie, können die Software alarmieren und eine Erhöhung der Strahlen-Dosierung auslösen. Da beim zweiten Schritt die Gefahr, Filme zu schädigen besonders groß ist, hat die Filmindustrie reagiert und ein gemeinsames Untersuchungsteam ins Leben gerufen. Die Kommission hat umfangreiche Untersuchungen durchgeführt und die Ergebnisse nun ausgewertet. Alle namhaften Filmhersteller haben ein Testpaket ihrer wichtigsten Filmsorten von 100 ASA bis 1000 ASA in den Test eingebracht und zwar in den Formaten Kleinbild, APS und Rollfilm 120. Die Testfilme, die sich aus belichtetem und unbelichtetem Material zusammensetzten, wurden bis zu 50 mal durch den Gepäckscanner geschickt, wobei ebenfalls die Lage auf dem Prüfband noch variiert wurde.

Ergebnis der Tests:

Die Resultate sind alarmierend! Die neuartigen Gepäck-Kontroll-Geräte schädigen jeden Film ab 100 ASA. Der Film wird verschleiert und Gegenstände (z.B. Schlüssel), die im Strahlengang beim Durchleuchten vor dem Film liegen, werden auf dem Film abgebildet. Bei bereits belichteten (aber noch nicht entwickelten) Filmen kann die Schädigung - auch abhängig vom abgelichteten Motiv - geringer ausfallen.

FSTOP

(Film Satety tor Traveling on Planes)

In den USA haben sich führende Bild-, Film und Reiseexperten zusammengetan, um ein Komitee "Interessengruppe Film" genannt FSTOP (Film Safety for Traveling on Planes) zu gründen. Diese Gruppe nutzt ihren Einfluß, um die fotografierende Öffentlichkeit auf die Gefahr möglicher Schäden an Film-Material hinzuweisen.

In einer Umfrage, die von der "National Family Opinion" bei Reisenden, die privat mindestens ein mal jährlich verreisen, kürzlich durchgeführt wurde, hielten es nur 9% der Befragten für wahrscheinlich, daß Flughafenscanner unentwickeltes Filmmaterial beschädigen. Ein Drittel der interviewten Flugreisenden hatte zwar schon davon gehört, daß Flughafenscanner ihre Filme angreifen können, hatte aber keine Vorstellung von der Art der Gefährdung oder aber wie man seine Filme dagegen schützen könne. (Die Umfrage-Ergebnisse wurden letztes Jahr von der Federal Aviation Administration (FM) und den Filmherstellern veröffentlicht.)

" Wir begrüßen grundsätzlich die verbesserten Sicherheitsvorkehrungen, weil sie die Flugreisen sicherer macht" betont Michael Jacobs, Chairman des FSTOP " Aber es herrscht immer noch Verwirrung darüber, wie Flugreisende mit ihren Filmen in der neuen Sicherheitsumgebung umgehen sollten. Das Bewußtsein einer möglichen Gefahr ist noch so gering ausgeprägt, daß unsere Gruppe das Wissen darum - bei Fotografen und in der Öffentlichkeit - verstärken wollen. Denn beschädigte Fotos können sowohl für Amateure als auch für Profis unglaublich enttäuschend sein."

In einem ersten Schritt hat FSTOP Richtlinien für Reisende, die Dia oder Filmmaterial mit sich führen, herausgegeben:

Für Reisende, die weniger als 20 Rollen mitnehmen:

* keine ungeschützeten Filmrollen im Gepäck lassen

* lassen Sie ihre Filme im Handgepäck, das von einem niedriger dosierten Handgepäckscanner überprüft wird. Oder stecken Sie Filme in durchsichtige Plastikbeutel in ihrem Handgepäck und bitten Sie um ein manuelle Untersuchung. Die Filme können ebenso in eine Schutztasche mit entsprechender Stärke untergebracht werden und im Handgepäck durch die Sicherheitskontrolle gehen

* kaufen, fotografieren und entwickeln Sie die Filme direkt am Reiseziel

* benutzen Sie eine Schutztasche, die es extra für hohe Strahlendosierungen gibt, in ihrem Reisegepäck.

Für alle, die mehr als 20 Filme mitnehmen:

* kümmern Sie sich bereits vor dem Abreisetermin um eine manuelle Überprüfung Ihres Filmmaterials

*wickeln Sie die Filme in eine Schutzhülle und legen Sie diese in Ihr Gepäck.

Im Einklang mit ]acobs will das Komitee weitere Maßnahmen zur Sensibilisierung professioneller Fotoverbände und Fachorganisationen in den Mittelpunkt stellen. Dies soll ergänzt werden durch die gezielte Informationspolitik bei Fotoclubs, aber auch Gespräche mit Einzelhändlern, die Foto und Kamera-Ausrüstung verkaufen.

Contact: FSTOP, 3772 N. Broadway, Chicago, IL 60673, USA, Tel.: +7 888307-2665, URL: http:// www.f-stop.org.

FSTOP MITGLIEDER: NFL Films Vice President Steve Andrich; FUJI FILM Technical Produc t Specialist Gary Barr; The Traveler's Journal Executive Producer Dave Bear; NATIONAL GEOGRAPHIC TRAVELER Editor-inChief Keith Bellows; Director of Photography Rob Draper, ACS; Director of Photography Michael Falasco, ACS; Freelance Photographer Nancy Jo johnson; POPULAR PHOTOGRAPHY Contributing Editor and Consultant Peter Krause; PETERSEN'S PHOTOGRAPHIC Editor Ron Leach; PHOTO DISTRICT NEWS Publisher Jeffrey Roberts; Photographer and Writer Art Shay, and NEW YORK POST Deputy Photo Editor Vernon Shibla.

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Anmerkungen zu diesem letzten Artikel in VISUELL: Die von mir rot gekennzeichneten Ratschläge der Vereinigung FSTOP scheinen mir äußerst problematisch zu sein. Mit Schutzhüllen und Schutztaschen sind anscheinend Bleibeutel gemeint, in die man seine Filme legen soll, um sie dann ins Gepäck aufzugeben. Davon möchte ich dringend abraten. Denn diese Bleibeutel verhindern zwar, daß eine normale Strahlendosis durch sie hindurchgeht, dadurch kann aber der Kontrolleur auch nicht erkennen, was in den Beuteln drin ist. Er muß also die Strahlendosis so lange erhöhen, bis er die Filme erkennen kann, und dann sind sie natürlich ruiniert. Man erreicht mit diesen Bleibeuteln also überhaupt nichts, bzw. genau das Gegenteil.

Sich um eine manuelle Prüfung vor dem Abreisetermin zu kümmern, scheint auch ein etwas weltfremder Ratschlag zu sein. Wenn Sie in München, Hannover, Hamburg oder Berlin starten und in Frankfurt umsteigen müssen, wird ihr Handgepäck wahrscheinlich neu kontrolliert. Ebenso bei der Rückreise. Da nützt eine manuelle Überprüfung am Heimatflughafen nicht viel.

Zwei Ratschläge kann ich geben: Im Augenblick sind die Kontrollgeräte für das Handgepäck auf den großen Flughäfen Europas (außer London) und Nordamerikas sicher. Man kann da also seine Filme durchschicken und - ziemlich - sicher sein, daß nichts passiert.

Wirklich sicher ist natürlich nur eine Handkontrolle.

Ich transportiere meine Filme auf zwei Arten: Wenn ich bequem bin und viele Filme mithabe (etwa Frankfurt- Miami), dann stecke ich sie in eine kleine, zweite Tasche nur für Filme (zusätzlich zum Fotorucksack) in den Maßen 33 cm breit, 14 cm tief und 22 cm hoch. Darin passen in Plastikdosen 160 Filme und ohne Plastikdosen 240 Filme. Fast alle Fluglinien gestatten ein Handgepäckstück 20x40x55 cm plus eine kleine Tasche.

Wenn man die Filme so unterbringt, muß man sie allerdings röntgen lassen, denn eine Handkontrolle ist hierbei nicht möglich.

Wenn ich Handkontrolle haben will, weil die zu erwartenden Aufnahmen zu wichtig sind, oder die Flughäfen mir nicht zuverlässig genug erscheinen (Süd-Amerika, Afrika, Asien), dann stecke ich die Filme - ohne Plastikdosen - in durchsichtige Beutel mit einem sogenannten 'Ritsch-Ratsch-Verschluß' wie man sie in jedem Supermarkt bekommt, um Obst und Gemüse einzufrosten. Hierbei stecke ich immer 20-3o Filme in jeden Beutel, und verteile sie auf Rucksack und Tasche. Diese Beutel mit jeweils 3o Filmen sind leicht durch das Flughafenpersonal mit der Hand zu kontrollieren, und es dürfte keine Probleme geben (Wenn Sie sich einen Brief vorher vom Flughafen schicken lassen). Jetzt, wo allen Beteiligten die Probleme mit den neuen Scannern CXT 5000 bekannt sind, ist es noch einfacher geworden, seine Filme als Handgepäck mitzunehmen und auf Handkontrolle zu bestehen.