5. Tour

6. - 20. März 1994

Das praktisch gleichzeitig mit dem Beginn meiner Arbeit zu einem Bildband über die Masai Mara 'meine' Leopardin zwei Junge bekam, war natürlich so etwas wie ein 'Gottesgeschenk'.

Erstens in ökonomischer Hinsicht, weil ich jetzt praktisch mit dem gleichen finanziellen und zeitlichen Aufwand zwei Bücher machen konnte, und zweitens ich die Tage in der Mara von 6.00 Uhr am Morgen bis um 19.00 Uhr am Abend noch effektiver nutzen kann.

Im Augenblick bin ich völlig fasziniert von der Leopardin mit ihren beiden Kindern, und lasse alle anderen Motive zu völlig nebensächlichen Belanglosigkeiten werden.

Ich muß höllisch aufpassen, daß mein Interesse für die Leoparden nicht zu einer Obsession ausartet.

Mein wichtigstes 'privates' Ziel ist im Augenblick, ein wirklich gutes Bild von einer Beute schlagenden Leopardin zu bekommen.

Es ist schon erstaunlich: Da gibt es die Tierfotografie schon über einhundert Jahre, aber auf dem ganzen Weltmarkt existiert bisher nicht ein einziges. wirklich gutes F otos von einem Beute schlagenden Leoparden. Zumindest habe ich noch keines entdeckt.

Wobei dies ja ein - wenn nicht der - wichtigste Moment im Leben eines Leoparden ist. Ohne Beute keine Leoparden..

Im letzten Jahr ist es mir dreimal gelungen, einen Leoparden beim Schlagen von Beute zu fotografieren. Einmal war es ein Impalakitz und zweimal ein ausgewachsener Thomsongazellenbock. Aber alle Bilder sind nicht so geworden, wie ich es anstrebe. Vielleicht klappt es ja in diesem Jahr..

Meine augenblickliche Taktik sieht so aus, daß wir morgens vor Tagesanbruch in das jeweilige Leopardengebiet fahren und hoffen, die Mutter mit ihren beiden Kindern dort anzutreffen

Der weitere Tagesablauf hängt nun davon ab, wozu sich die Leopardin entscheidet: Bleibt sie den Tag über bei den Jungen, bleiben wir auch da. Geht sie um 8.00 Uhr oder 9.00 Uhr fort, um sich für den Rest des Tages auf irgendeinen Baum zu legen, dann verlassen wir die Leopardenfamilie und ich versuche, den Tag über andere Motive für den Mara-Bildband zu fotografieren; um dann so gegen 16.30 Uhr zu den beiden Kleinen zurückzufahren, denn so ab 17.30 Uhr kann man mit der Rückkehr von Mutter Paradies rechnen.

Dieses System hat zwei Nachteile: Erstens kann es passieren, daß die Leopardin tagsüber überraschend jagt, wenn sich plötzlich eine günstige Gelegenheit bietet; und der zweite Nachteil ist, daß ich für die anderen Tiere nur die lichtmäßig schlechten Stunden des Tages zur Verfügung habe, so von 9.00 bis 16.00 Uhr.

Worauf ich 'heimlich' spekuliere ist, daß die Leopardin irgendwann im Sommer - wie im letzten Jahr - für 6 -8 Wochen unauffindbar in irgendeine Ecke ihres Reviers verschwindet, wo man sie nicht findet oder ihr nicht hin folgen kann.

Dann hätte ich einige Wochen Zeit, auch in den fotogenen Lichtsituationen - ganz früh und ganz spät - die anderen Tiere zu fotografieren.

Niederlage

Es gibt Bilder, die hat man schon lange im Kopf fertig, und dann lauert man nur darauf, sie endlich realisieren zu können.

So schwebt mir schon immer das Bild einer Leopardin vor Augen, wie sie auf einem Stein sitzt, aufmerksam Ausschau hält, und dabei rechts und links von ihren Jungen flankiert wird - die natürlich ebenso schön und aufmerksam wie die Mutter dasitzen, und gespannt in die gleiche Richtung schauen um zu sehen, was Mama da wohl beobachtet.

Heute morgen war die Situation - fast - da: Paradies lag im Gras und die Jungen lagen direkt neben ihr und saugten oder spielten etwas, als Paradies plötzlich aufstand, sich sehr fotogen auf einen Stein setzte und aufmerksam Topis beobachtete, die einige hundert Meter entfernt vorbeizogen.

Die Leopardin sah im Hochformatausschnitt im Sucherbild hervorragend aus. Es war zwar noch nicht besonders hell, aber mit K-200 und Blende 4.0 beim 600er reichte es immerhin schon für 1/125 sek.

Der Hintergrund war schön ruhig und etwas dunkler als die Leopardin, was diese vorteilhaft
hervorhob. Keine
Sonnenflecken karnen durch die Bäume, die das Bild zerstört hätten -alles
war perfekt, wenn bloß die beiden Kleinen nur einen Meter näher gekommen wären und sich
zur Mutter gesellt hätten. Aber nein -sie karnen nicht: kein Interesse.
..

Kleine Leoparden machen das überhaupt sehr selten, daß sie sich neben ihre Mutter setzen. Bei kleinen Geparden dagegen sieht man es täglich. Sobald die Gepardin auf einen Hügel klettert und Ausschau hält, kommen die Jungen angerannt und setzen sich neben die Mutter und sehen in die gleiche Richtung.

Ich wollte, die Leopardenkinder würden es ebenso machen - es muß ja nicht gleich jeden Tag sein, aber wenigstens ab und zu...

10. März 1994.

Verpaßte Gelegenheit Nr. 4873

Heute morgen trafen wir Beauty, die gut ein Jahr alte Tochter von Paradies, wie sie mißvergnügt - weil ziemlich unbequem - hoch in einem relativ dünnen Baum saß. Jonathan Scott, der schon länger bei ihr stand und sie beobachtete, erzählte mir, daß ein starkes Gepardenmännchen sie verfolgt und auf den Baum getrieben habe.

Als ich ankam, zog der Gepard eben langsam davon. Wir parkten den Toyota Landcruiser also so, daß ich gute Aufnahmen machen konnte, wenn die Leopardin den Baum verlassen würde, bzw. wenn sie den Stamm herunter laufen würde. Licht, Ausschnitt und Hintergrund waren perfekt gewählt für dieses Bild.

Zehn Minuten später war es dann auch so weit: Beauty gab oben irn Baum einige Laute von sich, die nach Ärger, Mißvergnügen oder Frustration klangen, kam dann planmäßig den Stamm heruntergeklettert, und lief - mit der für einen Leoparden höchstmöglichen Geschwindigkeit von diesere Baumgruppe - über eine völlig freie, etwa 100 rn breite 'Wiesenfläche' - auf das nächstgelegene hügelige, felsige und mit Büschen bestandene Gebiet zu, das ein ideales Gelände war für einen Leoparden, der sich verstecken will.

Des Rätsels Lösung: der starke Gepard war nicht wirklich fortgezogen, sondern lag etwa 100 rn entfernt in einer Bodensenke, wo wir ihn nicht sehen konnten, wohl aber die Leopardin aus dem Baumgipfel.

Weil sie aber anscheinend keine Lust mehr hatte, in dem wackeligen Baum zu warten bis der Gepard endgültig abzog, entschloß sie sich zu dieser Flucht in großen, schnellen Sätzen hin zu dem schützenden Unterholz.

Wenn ich das fünf Minuten eher gewußt hätte: Ein Leopard in vollem Lauf, über eine völlig freie und schön grüne Fläche rennend -da hätte man mit einer nicht zu kurzen Verschlußzeit sehr ästhetische und dynamische Fotos von dieser wundervollen Katze bekommen.

Die elegante Beauty scharf fotografiert irn vollem Lauf vor einem völlig verwischten Hintergrund, den Schweif langgestreckt, alle vier Beine fliegend in der Luft... -Mein Gott Walter!

Das ich am gleichen Nachmittag noch zwei weitere Situationen nicht in Dias umsetzen konnte, die Nummern 4874 und 4875 für die Kartei der verpaßten Gelegenheiten, ist dagegen kaum der Rede wert.

Zuerst sprang Paradies gegen 17.00 Uhr langgestreckt irn hohen Bogen über einen 3 - 4 Meter breiten Graben, und es sah so aus, wie wenn ein Pferd irn Parcours über ein Hindernis springt. Natürlich war ich zwanzig Meter zu weit entfernt, als dies passierte.

Dann lag sie kurz vor Einbruch der Dunkelheit etwa 5 -10 Minuten auf einem hohen Termitenhügel. Plötzlich riß die Wolkendecke auf, und hinter ihr war auf einmal ein wunderschöner, tiefroter Sonnenuntergang.

Also sofort mit dem Wagen die Position gewechselt und auf die andere Seite des Termitenhügels gefahren, um die Leopardin mit Blitzaufhellung vor dem roten Himmel zu fotografieren.

Zwei Sekunden, bevor Kamera und Blitz schußbereit waren, stand sie auf um einen Hasen zu jagen, den sie natürlich verpaßte.

Warum riß die Wolkendecke nicht eine Minute eher auf? Warum kam der Hase nicht 20 Sekunden später? Diese wenigen Sekunden hätten völlig genügt, um 4 -5 schöne, stimmungsvolle Dias zu machen.

Drei verpaßte Chancen an nur einem Tag - da kommt Freude auf...

11. März 1994.

Manche haben von der Arbeit eines Naturfotografen in Afrika viel zu romantische Vorstellungen. Wenn man auf die Frage 'Was ist denn ihre nächste Arbeit' mit 'Tiere in Kenia fotografieren' antwortet, dann verdreht der Frager mit Sicherheit die Augen und antwortet: 'Da sind sie aber zu beneiden; brauchen sie nicht jemanden, der ihnen das Gepäck tragen hilft'?

Meine beneidenswerten Tage sahen im Augenblick so aus, daß ich praktisch ohne zu fotografieren von morgens bis abends herumfuhr um die Leoparden zu suchen. Wenn ich sie dann endlich gefunden hatte, war es eigentlich ziemlich sinnlos, weil sie sich im Augenblick einen Revierteil ausgesucht hatten, der äußerst unfotogen war .

Dauernd hielten sie sich auf der schattigen Seite einens großen, langgestreckten Hügels auf. Immer lagen oder liefen sie zu hoch oben am Hügel entlang, und es sah genau so aus, wie wenn man vom Waldboden aus einen Specht an der Höhle hoch im Baum fotografiert. Dazu waren sie meistens noch halb verdeckt von Zweigen, Ästen, Felsen und Gestrüpp -es war zum verzweifeln.

Daneben natürlich noch der übliche Alltagsärger in Afrika: Drei Tage gab es keinen Strom im Camp, weil der Generator defekt war, also konnte ich am Abend nicht arbeiten.

Am Morgen ging es zwei Stunden zu spät los, weil ein Radlager defekt war.

Am nächsten Tag mußten wir unfreiwillig 4 Stunden Pause machen und in die Werkstatt, weil die Aufhängung der Motorhaube gebrochen war .

Am gleichen Abend lagen wir zwei Stunden fest, weil diesmal die Benzinzufuhr streikte.

Zwei Tage später bleibt der Wagen vor der Leopardenfamilie einfach stehen, weil der Anlasser streikt usw. usw.

Es gibt auch für den Naturfotografen die ganz normale Alltagsroutine, mit all ihren Nichtigkeiten, Widrigkeiten und Ärgernissen. Man lebt und arbeitet leider nicht abgehoben vom grauen Alltag in einem Naturfotografenparadies.

Für einen engagierten Fotoamateur sind 2 Wochen Ostafrika sicher ein Traumurlaub, aber essen sie mal als Profi acht Monate lang in Ostafrika jeden Mittag und jeden Abend Reis mit Bohnen..

Auf der letzten Tour im Februar hatte ich es mir mit der Ausrüstung etwas bequemer gemacht, und die beiden Objektive Tokina 4.0/100-300 mm AF und das Sigma 4,5/500 mm AF benutzt, die beide zusammen nicht einmal 5 kg wiegen.

Damit kann man zwar sehr entspannt arbeiten, ist aber manchmal in seinem fotografischen Aktionsradius doch etwas limitiert.

Außerdem erreichen beide leider nicht die optischen Qualitäten von Nikon- oder Canon-Objektiven.

Daher hatte ich diesmal wieder meine 'Profiausrüstung für harte Männer' mitgenommen: Sigma 2,8/70-210 mm AF, Nikkor 2,8/300 mm AF und Nikkor 4.0/600 mm AF mit dem 1,4 x AFKonverter, was ein AF-Objektiv 5,6/840 mm ergibt.

Alles zusammen leider weit über 10 kg schwer, mit den drei Kameras dazu sogar fast 15 kg wiegend. Eine verfluchte Schlepperei, und auch nicht so schnell und leicht zu handhaben wie die Februar-Ausrüstung, aber lichtstärken und brennweitenmäßig doch mit wesentlich mehr Möglichkeiten.

Vorteil der kleinen Ausrüstung ist, daß es Spaß macht, damit zu fotografieren. Mit der großen ist es einfach Arbeit.

Aber man hat dafür die höheren Lichtstärken, die man besonders bei der Leopardenfotografie oft bitter nötig hat, weil diese Tiere eben sehr dämmerungsaktiv sind.

Auch ist die 840 mm Brennweite ein echter Gewinn. Viele meinen zwar, man braucht in Afrika keine extrem langen Brennweiten " weil ja die Tiere so groß und die Fluchtdistanzen so gering sind", aber die langen Brennweiten verhelfen doch oft zu sehr interessanten Impressionen.

Schade ist nur, daß man mit drei Objektiven und drei Kameras zu sehr auf die Technik konzentriert ist, und zu viel Zeit verliert mit Objektivwechsel. Zeit, die man eigentlich bitter nötig hätte um sich auf das Motiv zu konzentrieren.

Ein vernünftiges Telezoom 4.0/200-500 mm AF mit 1,4 x AF-Konverter, und auf seine Motivchancen zu lauem wäre besser, als herumhampeln mit drei Objektiven...

.Gute Leopardenfotos zu machen ist so ziemlich das Schwierigste, was ich mir in der Naturfotografie in Ostafrika vorstellen kann. Erstens hat man nur einen ganz schmalen Spalt des Tages zur Verfügung, wo Leoparden überhaupt aktiv sind - also morgens eine Stunde und abends eine halbe.

Dann ist er auch noch ein sehr introvertiertes Tier, und es ist deshalb extrem schwierig, von ihm Fotos zu machen, die Emotionen wecken, weil er kaum welche erkennen läßt.

Nur bei ganz jungen Leoparden sieht man, welches Feuer in dieser Art innerlich vorhanden ist, und das später leider fast unsichtbar unter dem Phlegma aller echten Katzen verschwindet.

Dann kann man bei Leoparden auch kaum mit Licht oder mit Kamerastandpunkten gestalten, wie es bei Geparden so großartig möglich ist. Meistens gibt es beim fast immer halb versteckt liegenden Leoparden nur einen Standpunkt, von wo aus man ihn überhaupt sehen kann; und den muß man halt nehmen, ob er einem paßt oder nicht.

Das größte Problem in der Leopardenfotografie ist, die Voraussetzungen für gute Fotos zu erarbeiten. Wenn die Leopardin in offenem Gelände mit ruhigem Hintergrund und unter guten Lichtverhältnissen mit ihren Kindern spielt, dann ist es natürlich relativ leicht, gute Fotos zu machen. Aber das passiert leider nie - oder fast nie.

Es passieren beim Geparden und beim Leoparden nicht alle zwei Stunden Ereignisse, die Emotionen weckende Fotografien gestatten. Man muß also bei beiden geduldig auf seine Chancen warten.

Wenn man nun aber bei einer Gepardenfamilie steht, dann kann man pro Tag fast immer die Zeit zwischen 6.30 und 18.30 mit ihnen verbringen, weil man eben eine Gepardenfamilie nicht verlieren kann. Deshalb sind bei Geparden 60-80 Beobachtungsstunden pro Woche durchaus möglich.

Beim Leoparden dagegen hat man die Familie pro Tag höchstens eine Stunde auf Fotodistanz zusammen vor der Kamera, und dies auch nur an 2-3 Tagen die Woche.

Man kommt also beim Leoparden höchstens auf drei bis vier Stunden Beobachtungszeit, in denen Emotionen weckende Familienfotos möglich wären; vorausgesetzt - es ergibt sich überhaupt eine entsprechende Situation.

Dies ist natürlich nur ein Gedankenspiel, aber vielleicht eine Erklärung dafür, warum es so wenig wirklich gute Fotos aus dem Leben der Leoparden gibt. Es ist wirklich ganz schön nervig und auch oft entsetzlich langweilig, wenn man versucht, bei Leoparden 'am Ball zu bleiben'.

Man sollte eigentlich seine naturfotografischen Pläne auf extrovertierte, tagaktive Tiere beschränken, und nicht versuchen, introvertierte, nachtaktive Katzen mit der Kamera zu beobachten.

15. März 1994.

Ein wirklich gutes Bild von der Leopardenmutter mit ihren beiden Kleinen - wo alles stimmt - zu bekommen, ist doch verflucht schwer .

Jetzt beobachte ich die drei doch sicher schon über 10 Wochen lang von morgens bis abends; und es hat sich in der ganzen Zeit noch nicht die kleinste Chance für ein wirklich vernünftiges Familienbild ergeben.

Wenn die Leopardin mal am Boden ruhte, und die beiden Kleinen ihr auf dem Kopf herumsprangen oder ähnliches passierte; dazu noch das Licht stimmte, der Hintergrund schön ruhig war - also alles optimal -, dann waren bestimmt irgendwelche Büsche im Vordergrund zwischen mir und dem Motiv, oder ich konnte wegen Steine noder Gräben keine geeignete Kameraposition einnehmen. Hoffen wir weiter...

Meine 'Profiausrüstung für harte Männer' habe ich vor einigen Tagen wieder umgemodelt. Mit dem 2,8/300 mm komme ich einfach nicht zurecht: es ist mir zu unhandlich und zu schwer.

Ich habe es gegen das leichtere und kleinere 4.0/300 mm Nikkor ausgetauscht. Jetzt macht die Fotografie wieder Spaß, und ich bin auch mit diesem Objektiv wieder wesentlich schneller.

Welche Brennweiten sind die wichtigsten inAfrika?

Im Augenblick arbeite ich etwa zu 50 % mit 600 mm, zu 20 % mit 840 mm, zu 25 % mit 300 mm und zu 5% mit dem 2,8/70-210 mm Objektiv.

Schwierigkeitsgrade.

Seit die jungen Leoparde ihre Höhlen verlassen haben und draußen spielen, habe ich sie im Januar, Februar und März zusammen etwa sieben Wochen beobachten können. Jetzt, nach diesen sieben Wochen, hatte ich die erste Gelegenheit, ein wirklich gutes Bild der beiden nun etwa vier Monate alten Leopardenkinder beim Spiel machen zu können (Leoparden, Seite 115).

Gegen Abend - es reichte so eben noch mit K-200 beim 600er Objektiv zu Blende 4.0 und etwa 1/90 sek. - spielten sie vor mir auf einem großen, flachen Felsbrocken - Augenhöhe - vor einem sehr ruhigen Hintergrund.

Sie balgten sich - immer einer oben und der andere unten - und fletschten spielerisch mit den Zähnen.

Wenn ich nicht irgendeinen 'Mist' gebaut habe, dann sind dies meIne ersten wirklich guten, emotionalen Spielszenen der jungen Leoparden.

So langsam verstehe ich, warum es kaum gute Fotos von kleinen Leoparden gibt. Theodore N. Bailey, der Leoparden im Krüger Nationalpark über zwei Jahre hinweg studiert hat, der hat in der ganzen Zeit überhaupt nicht einmal welche gesehen. So gut haben die Leopardinnen dort ihre Kinder vor ihm versteckt. (Wie sich später zeigte, waren meine Spielfotos der Kleinen wirklich recht gut geworden. In der Konzentration auf die Fotografie hatte ich es nicht bemerkt, aber nachher auf den Dias konnte man sehen, daß die kleinen Leoparden mit ihren vier Monaten schon spielerisch Kopulation übten, sogar schon mit dem typischen 'in die Kopfhaut beißen'. Das BBC Wildlife Magazin veröffentlichte 1994 ein Bild aus dieser Serie als Doppelseite in der englischen und in der deutschen Ausgabe, und auch in dem Buch des BBC Wildlife Contest 1994 wurde es veröffentlicht 'Wildlife Photographer ofthe Year, Portfolio Four, Seite 43, Fountain Press, 1994).

Am Ende der 5. Tour mußte ich leider feststellen, daß meine Ausrüstung immer noch nicht optimal zusammengestellt ist.

Das 24-70 mm AF Tamron-Zoom ist in Ordnung und auch in der Schärfeleistung einwandfrei, wenngleich ich es nur 2-3 mal benutzt habe.

Das 4.0/600 mm AF-Nikkor mit dem 1,4x Konverter ist hier in Afrika optimal. Es ist zwar ein Monster, und überall anderswo würde ich es sicher ersetzen durch das kleinere und leichtere 4.0/500 mm, aber auf dieser Tour waren die Brennweiten 600 mm und 840 mm oft die Voraussetzung für gute Bilder .

Die große Lücke zwischen 300 mm und 600 mm hat erstaunlicherweise nie gestört. In den ganzen Monaten habe ich nicht ein einziges Mal per 1,4x Konverter aus dem 300er ein 420er gemacht, aber sehr häufig aus dem 600er ein 840er .

Womit ich nicht gerechnet hatte, war, daß die fehlenden 90 mm zwischen den 2,8/70-210 mm und dem 4.0/300 mm sich als sehr fatal herausstellten; und ich mindestens 3-4 Bilder versaut oder verpaßt habe, weil hier eine Lücke war .

Auf das 2,8/70-210 mm werde ich nicht verzichten können, weil es mir bei Dunkelheit oder wenn nur ganz wenig Licht ist, durch die Blende 2,8 doch zu etlichen, wichtigen Bildern verholfen hat.

Auch das 4.0/300 mm mit AF brauche ich unbedingt, etwa wenn sich die Leoparden im mittleren Entfernungsbereich schnell bewegen. Da komme ich ohne AF nicht zurecht. Auch ist es hier neben dem 600er mein 'Brot-und-Butter-Objektiv'.

Also werde ich auf der nächsten Tour noch ein Objektiv mehr mitschleppen, und zwar das MF-Nikkor 4,5/50-300 mm. Schade, daß es dieses optisch und mechanisch so hervorragende Objektiv noch nicht in AF-Ausflührung gibt, denn dann könnte ich die 300er Festbrennweite zuhause lassen.

Das Tokina 4.0/100-300 mm AF Telezoom, das ich auf den Touren vorher benutzt habe, war eigentlich ideal, nur war leider die optische Qualität nicht ganz zufriedenstellend. Vor allem im Bereich der langen Brennweiten,.So etwa von 250-300 mm, ließ es doch leider zu wünschen übrig. Schade, daß Nikon und Canon sich nicht entschließen können, ein 4.0/100-300 mm AF-Telezoom mit Stativschelle und ED oder L-Glas herzustellen.

Erstaunlich - trotzdem man in Afrika aus dem Auto heraus fotografiert, und die Tiere diesem gegenüber kaum Fluchtdistanzen zeigen, habe ich doch sicher Zweidrittel aller Fotos auf dieser Tour mit 600mm oder 840 mm Brennweite aufgenommen.

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