Fritz Pölking

Maschendrahtzaun - oder:
Kratzer auf der Linse

Manchmal passiert es doch: Man bekommt einen Kratzer auf die Vorderlinse eines Objektiv's und ärgert sich schwarz.

Oder man bekommt ein schönes Objektiv preiswerter als normal angeboten, weil es einen Kratzer auf der Vorderlinse hat.

Soll man zugreifen?

Man weiß natürlich, dass man in Zoos und Gehegen nur ganz nahe an den Maschendraht herangehen muß und eine große Blende nehmen sollte, dann verschwindet er wie von Zauberhand.

Im Nationalpark Bayerischer Wald gibt es ein wunderschönes Gehege für Luchse, deshalb so wunderschön, weil es den idealen Lebensraum eines Luchses im Gebirge repräsentiert.

Meines Wissens nach kann man nirgendwo so typische Luchsaufnahmen machen wir hier.

Nur die untere Beobachtungskanzel ist schlecht für Fotografen, weil man da den Luchsen von oben auf den Rücken fotografiert. Das ist schade, weil hier jeden Morgen die Fütterung stattfindet und die Luchse sicher anzutreffen sind.

Nun lag neben der Kanzel ein schöner Baumstamm mit Blumen davor, auf dem ein Luchs manchmal anzutreffen war. Dort wollte ich ihn gerne fotografieren, aber nicht von oben auf den Rücken, sondern von unten in Augenhöhe - durch den Maschendrahtzaun.

Leider konnte man wegen einer Absperrung nicht nahe genug an den Drahtzaun heran, und so mußte ich mit einem 4.0/500 mm Objektiv aus einigen Metern Entfernung durch den Maschendrahtzaun fotografieren - nach den Regeln eigentlich viel zu weit entfernt.

Denn nach den Regeln löst sich der Drahtzaun je vollständiger auf bzw. wird am unsichtbarsten, wenn man ganz nahe herangeht, und nicht wie ich hier, einige Meter entfernt bleiben muß.

Aber oh Wunder - selbst aus dieser Entfernung verschwand er wie von Zauberhand noch völlig, wenn man die Schärfe auf den Luchs legte.

Man sollte sich also keine Sorgen über einen Kratzer auf der Vorderlinse machen.

1. Bild: Hier wollte ich den Luchs eigentlich gerne fotografieren, zwischen Blumen im Vorder- und Vogelbeeren im Hintergrund.

2.Bild: So sieht das Bild aus, wenn man vom gleichen Standpunkt aus auf den Maschendrahtzaun scharf stellt, und nicht auf den Baumstamm bzw. den Luchs.

3.Bild: So sieht es aus, wenn man die Schärfe genau zwischen Stamm und Zaun legt. Hier kann man den Machendrahtzaun noch schemenhaft erkennen.

4.Bild: Und so sieht es aus, wenn der Luchs endlich kommt, zwar leider nicht ganz so weit nach vorne auf dem Stamm wie ich es gerne gehabt hätte - da war es ihm wohl zu unbequem -, aber immerhin..
Und nichts läßt darauf schließen, das sich zwischen dem Fotografen und dem Tier ein Drahtzaun befand, durch den hindurch fotografiert wurde - und die Schärfe blieb 'astrein'.

Alle Bilder von gleichen Standpunkt aus fotografiert.

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